Wanderer mit Kleinkind aus „Großem Totengraben“ gerettet

Am Mittwoch, den 4.8.2021 nach dem Frühstück brachen der 32-jährige Vater, sein 23-jähriger Bruder mit seinem Sohn in einer Rückentrage, von der Riederhütte im Höllengebirge, in Richtung Feuerkogelseilbahn auf.

Bereits wenige Meter von der Hütte entfernt, wählten die Wanderer eine falsche Abzweigung und kamen von den markierten Wanderwegen in Richtung Feuerkogel ab. Nichts ahnend, stiegen die 2 Männer mit dem Kleinkind teilweise roten Punktmarkierungen folgend, in Richtung Großer Totengraben ab. Nach etwa 2 Stunden im Abstieg bemerkten die Urlauber ihren Fehler, stiegen aber dennoch weiter nach unten, ehe sich das Wetter markant verschlechterte und dichte Wolken aufzogen. Im Bereich des Steigbuches, des grundsätzlich nicht markierten Steiges durch den Großen Totengraben, kletterten die beiden Männer mit dem Kind in der Rückentrage, trotz mittlerweile nassem Fels und Nieselregen über eine seilversicherte Stelle mehrere Meter senkrecht ab, ehe sie nicht mehr weiter konnten und einen Notruf absetzten.

Ein Beamter der Alpinpolizei Gmunden, die Bergrettung Ebensee und der Hubschrauber der Flugpolizei, starteten um 12:40 Uhr in den Einsatz. In einem Telefonat mit den Wanderern konnten erste Koordinaten und damit Hinweise auf den Standort der in Not befindlichen Bergsteiger ermittelt werden. Die Hubschrauberbesatzung konnte die gesuchten Personen nach einem längeren Suchflug und mehrfachem Rückruf schließlich an einer gänzlich anderen Stelle, etwa 300 m tiefer, lokalisieren. Noch während des Anfluges zu einem Rettungsversuch mit dem variablen Tau, verdichteten sich die Wolken im Einsatzgebiet und eine Rettung mit dem Hubschrauber war nicht mehr möglich.

Unter schwierigen Wetterverhältnissen gelang es der Hubschrauberbesatzung 3 Bergretter und einen  Alpinpolizisten in den Nahbereich der Riederhütte aufzufliegen. Bei der folgenden Suche im dichten Nebel am Plateau des Höllengebirges konnten die 2 Suchgruppen die Bergsteiger gegen 15.00 Uhr in einer Seehöhe von etwa 1450 m im Großen Totengraben durch Rufe lokalisieren. Nach einer Versorgung und Sicherung der Bergsteiger und provisorischen Sicherung des 3-jährigen Kleinkindes in der Rückentrage begannen die zunächst 4 Retter einen 6-stündigen Abstiegs- und Abseilmarathon. Das Kleinkind wurde vom Alpinpolizisten getragen, während die Bergrettungsmänner die beiden Brüder sicherten und abseilten. Die Sichtweite betrug zwischenzeitlich keine 10 m und eine Navigation war nur mehr mittels GPS möglich.

„Uns war klar, dass wir die 3, ohne die Unterstützung von weiteren Einsatzkräften, nicht heil nach unten bringen“, erklärt Einsatzleiter Erich Bart. „Wir haben weitere Einsatzkräfte der Bergrettung und Alpinpolizei nachalarmiert, damit sie vom Tal aus im Aufstieg einen möglichen Wegverlauf durch den Totengraben mit Bohrhaken und Fixseilen versichern“, erläutert der Einsatzleiter. Gemeinsam gelang es der Einsatzmannschaft unter enormer Kraftaufwendung, die 2 Bergsteiger und den tapferen Buben gegen 21.00 unverletzt zu den Einsatzfahrzeugen ins Tal zu bringen. Die letzten Einsatzkräfte, die die Seile wieder abbauten und teilweise ungesichert absteigen mussten, kamen gegen 22.00 Uhr in völliger Dunkelheit im Tal an.

Im Einsatz befanden sich 21 Mann/Frau des Bergrettungsdienst Ebensee am Traunsee, 5 Beamte der Alpinpolizei und die Besatzung des Polizeihubschraubers.

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